Das CERN in Genf ist der Traum jedes Nerds. Umso schöner, dass ich es dieses Jahr endlich mal zu den CERN Open Days geschafft habe.

Die Europäische Organisation für Kernforschung CERN

Unweit des Genfer Sees in der Gemeinde Meyrin liegt die Großforschungseinrichtung CERN. Hier wird seit 1954 physikalische Grundlagenforschung betrieben, der Aufbau der Materie erforscht – das geschieht mit Hilfe riesiger Teilchenbeschleuniger wie dem LHC.

Und da ich selbst noch nachschauen musste, woher der Name stammt: CERN leitet sich vom Rat ab, der das Zentrum gegründet hat (Conseil européen pour la recherche nucléaire).

Geburtsort des WWW

Um Forschungsergebnisse einfach mit Kollegen auszutauschen, entwickelte Tim Berners-Lee ab 1989 am CERN ein Hypertext-System, das die Basis für das heutige World Wide Web bildet.

Der LHC

Als der Large Hadron Collider im Jahr 2008 seinen Betrieb aufnahm, hatte er schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Nicht nur, dass so etwas noch niemals konstruiert, geschweige denn gebaut worden war. Auch konnte niemand mit Sicherheit sagen, was passieren würde, wenn die Maschine erstmals in Betrieb ging.

Schon hatten die ersten Aluhutträger die schauerlichsten Szenerien zur Hand – zum Beispiel, die Inbetriebnahme würde ein schwarzes Loch entstehen lassen, dass die gesamte Erde verschlingt. Natürlich wurde mit solcherlei Argumentation auch versucht, die Inbetriebnahme juristisch zu torpedieren, aber das hat – glücklicherweise – nicht funktioniert. Der LHC ging in Betrieb und wir sind immer noch da.

Der Beschleuniger besteht zum einen aus einer 27 km langen, kreisförmig verlaufenden Vakuumröhre, zum anderen aus diversen um die Röhre gebauten Detektoren, wobei ATLAS und CMS die größten sind. Bei den Experimenten werden die Teilchenkollisionen innerhalb der Röhre so platziert, dass sie innerhalb der Detektoren stattfinden.

CERN Open Days 2019

Regelmäßig öffnet das CERN seine Türen für interessierte Bürgerinnen und Bürger. Insgesamt 75.000 Besucher konnten sie dieses Jahr begrüßen. So auch unsere kleine Nerd-Reisegruppe.

Vom Hauptbahnhof in Genf ging es mit der gut gefüllten Straßenbahn durch den Vorort Meyrin bis direkt zum Haupteingang des CERN. Nachdem wir unsere Badges geholt hatten, konnten wir rein. Zuerst ging es in die „Universe of Particles exhibition“ wo eine Animation sehr gut zeigte, was wie im CERN erforscht wird.

Danach konnten wir uns an diversen Ständen auf dem Campus über die Arbeit informieren. Dabei war an alle gedacht; so waren auch für Kinder sehr viele Angebote vorhanden (Build your own detector – mit Lego). Nach den theoretischen Infos wollten wir aber auch gerne mal die Maschinen selbst sehen. Vor dem auf dem Hauptcampus angesiedelten ATLAS-Detektor war eine Schlange bis zum Haupttor; da war kein Durchkommen.

Also nahmen wir einen Shuttle zum „Point 4“, einer Stelle, wo man in den Tunnel herabfahren konnte. Auf dem Weg zum Shuttle überquerten wir die Grenze nach Frankreich, die mitten durch die Einrichtung verläuft. Aber auch an Point 4 lag die Wartezeit bei gut eineinhalb Stunden.

Also weiter – der nächste Punkt war der CMS-Detektor, ebenfalls in Frankreich gelegen. Hier bekamen wir netterweise Zugang zu einem Timeslot und konnten nach einer akzeptablen Wartezeit, ausgerüstet mit Haarnetz und Helm die Fahrt in die Tiefe antreten.

Der CMS-Detektor

Ein Teil des CMS-Detektors

In gut 80 Meter Tiefe stiegen wir aus dem Lift und folgten unserem Guide in die Hauptkaverne. Da blieb mir dann erstmal die Spucke weg. Mit 15 Meter im Durchmesser und knapp 20 Meter Länge wird dieser Detektor doch tatsächlich als „kompakt“ bezeichnet – namentlich als „Compact Muon Solenoid“. Mein erster Eindruck war… „Wahnsinn!“… und dann „sind das viele Kabel“…

Tatsächlich – so unser Guide, einer der Techniker – gebe es niemanden, der den ganzen Detektor in seiner Komplexität wirklich kennen würde. Für jedes Bauteil gibt es eigene Gruppen von Spezialisten, die diesen Teil geplant und gebaut hätten. Und irgendwie scheint der ganze Brummer mit allen Teilen ganz gut zu funktionieren…

Der Guide führte uns die einzelnen Abschnitte entlang und dann eine Treppe hoch auf die nächste Ebene, wo sich die Schalt- und Serverschränke befinden.

Nach einer guten halben Stunde waren wir aber auch schon wieder über Tage und es ging mit den Shuttle-Bussen zurück zum Haupteingang und von dort zurück nach Genf.

Besuch beim CERN

Auch wenn ich kein Wissenschaftler, sondern eher begeisterte Laie bin, hat mich das CERN schon immer fasziniert. Dort nun mal ein Blick darauf zu werfen, mit welchem Aufwand dort Grundlagenforschung betrieben wird, war beeindruckend. Insbesondere, da solche Einrichtungen nur multinational funktionieren. Knapp 23 Mitgliedsstaaten zählt das CERN, an dem aber gut 14.000 Wissenschaftler aus 85 Nationen gemeinsam arbeiten. Hier wird es gelebt, das Zitat von Captain Picard:

„Wir leben um uns selbst zu verbessern und den Rest der Menschheit“

Jean-Luc Picard, StarTrek – First Contact

Ich bin begeistert! Bei den nächsten Open Days werde ich wohl wieder hin fahren.

Eine Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert